4. Werkzeuge und Quellen zur Suche nach Auswanderern

Es gibt viele Möglichkeiten, im Internet nach Auswanderern und deren Verbleib in Amerika zu forschen.
Hier werden einige nützliche und kostenfrei zugängliche Werkzeuge vorgestellt, mit denen man die Suche erfolgreich gestalten kann.

Zur Weiterverfolgung der Auswanderer von der SS Columbus in Amerika konnten manchmal die offiziellen Einbürgerungsdokumente, die sog. Naturalization Records helfen. Diese Einbürgerung erfolgte meist erst einige Jahre nach der Immigration im Zielland der Auswanderer.

Nicht zuletzt konnten manchmal auch Familienstammbäume in genealogischen Archiven bei Anchestry.com oder Familysearch.com weiterhelfen. Die dort gespeicherten Informationen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen.

Hier einige Beispiele aus amerikanischen Quellen zum weiteren Verbleib der Auswanderer von der SS Columbus:

4.1 Suche nach Schiffslisten von Auswanderern in Amerika

Eine der am meisten genutzten  Funktionen im Internet ist die Suche nach Auswanderern auf Schiffslisten der Auswandererschiffe. Meistens ist nur das ungefähre Auswanderungsjahr bekannt. Auch der Zielort in Amerika, an dem die Immigration erfolgte, ist oft nicht klar. In New York wurden die Immigranten in den Jahren 1830-1890 in Castle-Garden.org und später ab 1890 Ellis Island erfasst. Nachdem Castle-Garden.org abgeschaltet worden ist, laufen die meisten Forschungen heute über Familysearch.com oder Anchestry.com. 
Zur übergreifenden Suche nach Einwanderern gibt es heute eine  universelle Suchfunktion von Stephen P. Morse. Sehr vorteilhaft an diesem System ist, dass man über dieses Suchfenster alle nennenswerten Einwanderungshäfen an der Ostküste Amerikas wie z.b. New York, Baltimore, Philadelphia, Boston und auch New Orleans in einem System durchsuchen kann.

Achtung:
Die Suchfunktion von Stephen Morse  nutzt die Datenbanken von Familysearch und leitet den Suchauftrag aus dem Eingabefenster an Familysearch weiter. Deshalb erfordert diese Suche eine vorherige, kostenlose Registrierung und Anmeldung mit Username und Passwort bei Familysearch. Dabei kann man die Anmeldung auf  „14 Tage oder auch dauerhaft angemeldet“ stellen, um den erneuten Login-Aufwand zu vermeiden. 

Hier ist der Link zur Suche über Stephen Morse:  Online-Search Immigration Databases 

Die nachstehende Graphik zeigt einen solchen Suchvorgang in drei Arbeitsschritten.
Gesucht ist das Auswandererschiff von Engelbert Reichenbach, *17.09.1799 in Neustadt und ausgewandert in den Jahren 1830-1832 nach Amerika:

  1. Vor und Nachname in der Suchmaske sowie das ungefähre Geburts- (1790-1820) und Auswanderungsjahr (1830-1832) eingeben. Als Zielhafen zunächst New York auswählen, später bei fehlendem Ergebnis ggf. mit Baltimore etc.. als Zielhafenversuchen.
  2. Bei positivem Ergebnis mit Name, Geburtsjahr und Auswanderungsjahr diese farblich angezeigte Person Engelbert Reichenbach selektieren und die Details erforschen.
  3. Die Schiffsliste (Schiffsmanifest) des angegebenen Schiffs Columbus aus dem Jahr 1832 ansehen und nach Stimmigkeit überprüfen. Eventuell stehen weitere Familienmitglieder auch auf der Schiffsliste. Bei Bedarf mit deren Namen die ursprüngliche Suchfunktion nochmal starten.

Altenative Suchen nach Einwanderern und Schiffslisten sind auch über die gängigen Genealogie-Portale in Amerika möglich. FamilySearch.com ist kostenfrei und erfordert lediglich eine Registrierung mit User und Passwort. Anchestry.com dagegen ist kostenpflichtig und erfordert ebenfalls eine Registrierung mit User und Passwort. Hier gibt es unterschiedliche Tarife.


Beispiel:
Suche nach Einwanderern über Schiffslisten.

Das ist das Ergebnis eine Suche über Anchestry.com
Es geht um Carolus Boland, * 20.06.1786 in Amöneburg (Hessen) und seiner Frau Magdalena Boland, geb Schmaus, * 01.09.1794, Amöneburg
emigriert in den Jahren 1830-1832 

Ergebnis:
Boland, Charles, age 46, male, Hessia
emigiriert mit Columbus , Bremen-New York,
arrival: 16.07.1832 New York

Auf der gleichen Schiffsliste findet man auch auch Magdalena Boland
age 38, female, Hessia.  

4.2 Identifikation von Auswanderern über die Einbürgerungsurkunde

Manche Suchvorgänge zu Einwanderungen über die Schiffslisten (Manifeste) bei den Einwanderungszentren Castle Garden oder Ellis Island sind nicht erfolgreich, weil bei der Indizierung und Namensübertragung vom Original Fehler in der Namensschreibweise gemacht wurden. Hier hilft unter Umständen die Suche nach der Einbürgerungsurkunde (Naturalization Documents) des Betreffenden. Das soll an einem Beispiel aufgezeigt werden:

Aus den Eintragungen in dem Neustädter Kirchbuch war bekannt, dass Ferdinand Zinser (1864-1932) im Jahr 1881 nach Amerika ausgewandert ist. Eine Suche über das o.g. Steven P. Morse-Portal in verschiedenen Einwanderungsorten in Amerika war nicht erfolgreich. Hier hat die Suche nach einer Einbürgerungsurkunde über Anchestry.com weitergeholfen.
In der Urkunde wird beschrieben, dass Ferdinand Zinser mit dem Schiff Mosel von Bremen – New York genau oder ungefähr am 15. November 1881 in New York angekommen ist.

Eine gezielte Suche nach dem Schiffsmanifest der SS Mosel zeigte auf, dass die Ankunft der Mosel in New York genau am 21. November 1881 war und dass der Ferdinand Zinser bei der Übertragung und Indizierung als Ferdinand „Tinger“ gespeichert wurde.
Ferdinand Zinser ist also tatsächlich mit der SS Mosel von Bremen über Southhampton nach New York emigriert und am 21.11.1881 in New York angekommen. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wo bei der Suche welche Ungereimtheiten und Fehler auftreten können.

4.3 Suche nach Wohnorten von Auswanderern im US-Zensus

Eine wichtige Quelle zur Verfolgung der Auswanderer war die im Abstand von 10 Jahren in Amerika durchgeführte Volkszählung (US-Zenus). Darin sind neben dem Haushaltsvorstand auch alle am Wohnort lebenden Personen mit Namen und aktuellem Alter aufgeführt. 
Die Informationen zum US-Zensus sind über regionale Archive der Bundesbehörden oder auch über FamilySearch.com frei zugänglich.

Beispiel: US-Zensus Volkszählung 1860 im State Michigan:
Date: 30 June 1860, Detroit, Wayne County, Michigan, USA
Gies, Henry,        38, male,      Hessia
Gies, Elizabeth,  30, female,  Hessia
Gies, George,      13,  male,     Michigan
Gies, Margaret,   11,  female,  Michigan 
Gies, John,            9,  male,     Michigan
Gies, Catherine ,  7,  female,  Michigan  
Gies, Henry ,         2,  male,     Michigan 

Das war die Familie von Johann Heinrich Gies, * 18.01.1821 in Neustadt und Maria Elisabeth Gies geb. Schmitt, * 12.09.1825 in Momberg
Beide sind unabhängig voneinander mit ihren Eltern auf der SS Columbus, Bremen-New York, Ankunft: 16.07.1832 New York emigriert.
Sie haben am 03.09.1846 in Detroit, Wayne County, Michigan, USA geheiratet. Die Kinder 5 sind alle in Detroit geboren.

4.4 Suche nach Sterbedaten von Auswanderern

Manchmal konnten Informationen über Tod und Beerdigung der Personen aus der lokalen Presse oder in späteren Jahren in der Grabstein-Dokumentation FindAGrave entnommen werden. In den letzten Jahren hat sich die Friedhofsdokumentation FindAGrave in Amerika gut etabliert. Viele Nachfahren von deutschen Einwanderern haben die Daten ihrer Verstorbenen in FindAGrave eingegeben. Diese Datenbank wird fortlaufend gepflegt und ist inzwischen bei Familienforschern anerkannt.  Hier ist der Link zum System FindAGrave:  https://www.findagrave.com

Die Nutzung der FindaGrave Anwendung ist kostenlos. Sie wird ausschließlich über ein Menü gesteuert. Das Menü ist in englisch und deutsch aufrufbar.
Bei der Suche nach Grabsteinen für die Auswanderer muss man sich bewusst machen, dass viele Vornamen und Nachnamen über die Zeit ins angelsächsische übertragen wurden und nicht mehr so geschrieben wurden wie in ihrem Geburtsort in Deutschland üblich war.
Beispiel: aus „Heinrich“ wurde „Henry“, aus „Rückershäuser“ wurde Rikershauser“, aus „Bicker“ wurde „Beaker“.
Die Suche kann dadurch erleichtert werde, wenn schon etwas über den Verbleib der Auswanderer in Amerika weiß, z.B. dass er in Michigan oder sogar in Detroit, Michigan gelebt hat.
Jede Grabstätte hat in FindaGrave eine eindeutige Gedenk-ID. Damit kann man die Grabsteine eindeutig identifizieren.
Manchmal sind in FindaGrave auch die auf dem gleichen Friedhof beerdigten Familienangehörigen zugeordnet. Das zeigt dann ganze Familienzusammenhänge mit den in Amerika geborenen Nachkommen der Auswanderer auf.

Bild: deutschsprachige Menüfunktion in FindaGarve

Beim Abgleich der Auswanderer aus Neustadt und Umgebung in den zuvor beschriebenen Excel-Listen  wurden anhand der übereinstimmenden Vor- und Nachnamen sowie den gleichen Geburtstagen zahlreiche Treffer mit den Inschriften auf den Grabsteinen in der FindAGrave Datenbank erzielt. Die nachstehende Tabelle zeigt einen kleinen Ausschnitt davon. 

Da jeder Grabstein in FindAGrave eine eindeutige Ident-Nr hat, wurden über diese Ident-Nummern direkte Links aus den OFB-Genealogiedaten zur Grabstein in dem FindAGrave-System erstellt. 
Das konnte sowohl für die Geneanet-Datenbank als auch für das Ortsfamilienbuch Neustadt bei genealogy.net realisiert werden.

Die Internet-Links wurden im Feld Textinformation bei den Sterbedaten der Auswanderer eingefügt. Sie sind sensitiv und lassen den Sprung zu FindAGrave zu. Durch die Rücksprungtaste im Explorer kommt man auch wieder zur Ausgangsseite zurück.

Beispiel 1: FindAGrave

Engelbert Reichenbach (1799-1878) oo Christine Reichenbach, geb. Reeber (1807-1877)
mit Tochter Margaretha Reichenbach (1827-1907)
alle 3 ausgewandert mit Columbus, Bremen-New York, Ankunft am 16.7.1832 New York
gestorben und begraben in Grosse Point, Wayne, Michigan,USA
weitere Kinder in Amerika geboren und gestorben:
Anthony Reichenbach (1832-1912) , Henry Reichenbach (1835-1914), John Reichenbach.

Über die Gedenk-ID lässt sich das Grab von Engelbert Reichenbach in FindaGrave eindeutig identifizieren.
ID-Nr: 147316817 : Engelbert Friedrich Reichenbach (1799 – 1878)
ID-Nr: 9021616     : Christina Reichenbach, geb. Reeber (1807 – 1877)

Beispiel 2: FindAGrave

Johann Heinrich Weisheit (1795-1878) oo Elisabeth Weisheit, geb. Linker (1794-1878) mit Tochter Elisabeth Weisheit (1828-1904)
alle 3 ausgewandert mit Columbus, Bremen-New York, Ankunft am 16.7.1832 New York
gestorben und begraben in Fort Wayne, Allen County, Indiana, USA

Über die Gedenk-ID lässt sich das Grab von Jost Heinrich Weisheit in FindaGrave eindeutig identifizieren.
ID-Nr: 129384764 : Jost Heinrich Weisheit (1793 – 1878)
ID-Nr: 129384540 : Elisabeth Weisheit, geb. Linker (1794 – 1878)

Hinweis: auf dem Grabstein sind manchmal das Geburtsjahr und Ort nicht genau angegeben, da sie wahrscheinlich noch nicht bekannt sind.

Weitere Quellen zur Suche nach Sterbedaten sind die Online Archive von Anchestry.com und FamilySearch.com. Der Zugang zu FamilySeach ist größtenteils kostenlos. Es ist lediglich eine Registrierung (User und Passwort) notwendig.
Hier ein paar Beispiele zu Sterbeurkunden von Neustädter Auswanderern.

Sterbeurkunde von Pauline Altenbrand geb Engelbert - Quelle Familysearch.com
Sterbeurkunde von Karl Engelbert - Quelle: Familysearch.com

4.5 Publikationen zu Neustädter Auswanderern in Amerika

Viele Neustädter Auswanderer haben sich in Amerika an ihren neuen Wohnorten wieder getroffen und gemeinesame Existenzen in der „Neuen Welt“ aufgebaut. Dabei wurden auch die alten Sitten und Bräuche aus der ehemaligen Heimat gepflegt. 

Eine sehr interessante Dokumentation mit viel Informationen zu den Neustädter Auswanderern ist die Festschrift zur 400-Jahrfeier der Neustädter Kirmes in Detroit 1902.
Diese jährliche Kirmes in Detroit wurde in Anlehnung an das jährliche Kirchweihfest in der alten Heimat auch jährlich in Detroit abgehalten. Bezugspunkt ist das Jahr 1502 , in dem die katholische Kirche St. Trinitatis in Neustadt erbaut wurde.
Zu dieser Kirmes wurde sogar echtes Neustädter Bier aus der alten Heimat importiert.

Diese Festschrift enthält neben viel Werbung der ehemaligen Neustädter für ihre neuen Geschäfte und Unternehmen in Detroit auch einige Informationen zur Herkunft.

Dieses Dokument ist online verfügbar.
Hier ist der Link: 400 Jahrfeier Kirmes (Dateigröße 8 MB)

 

Eine weitere wichtige Publikation ist die Festschrift anlässlich der 100-Jahrfeier zur Ankunft erster Neustädter Einwanderer in Detroit in 1930. Auch hier sind viele Informationen über die damaligen Einwanderer aus Neustadt und ihre Nachfahren in der „Neuen Welt“ enthalten. Die Ankunft dieser Neustädter wird in dieser Dokumentation chronologisch dokumentiert. Die Informationen über die Auswanderer aus der Festschrift zur 100-Jahrfeier der Einwanderer aus Neustadt wurden auch in anderen offiziellen Veröffentlichungen in Detroit abgedruckt, beispielsweise in der Burton Historical Collection von 1930 aus der Detroit Public Library.

Die Publikation anlässlich der 100-Jahrfeier zur Ankunft erster Neustädter Einwanderer in Detroit ist online verfügbar.
Hier ist der Link: 100 Jahrfeier Einwanderer in Detroit (Dateigröße 21 MB)

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