Das Gebiet um die heutige Stadt Neustadt ist nachweisbar schon einige tausend Jahre vor Chr. besiedelt worden. Allerdings liegen hierzu bisher keine konkreten Forschungsergebnisse vor.  Neustadt wurde um 1250 von den Grafen Nidda aus Ziegenhain gegründet.

Ersterwähnung von Neustadt in 1272 - Quelle: Eine Stadt Neustadt entsteht - Magistrat von Neustadt 2021

Der Ort Neustadt „nova civitate“ wurde in einer am 5. Mai 1272 in Treysa ausgestellten Urkunde erstmals nachweislich erwähnt.

In dieser Urkunde wurde Hermann, der gräfliche Schultheiß zu Neustadt „nova civitate“ neben anderen als Zeuge genannt.

Thema der Urkunde war die Zustimmung des  Grafen von Ziegenhain an den Ritter Gerlach von Ruhlkirchen zum Verkauf der  Lehnsgüter Röllshausen (Reishusen) von Ziegenhain an einen Denhard von Heimbach (de Hembach).

Diese Urkunde gilt bis heute als ältester urkundlicher Nachweis einer existierenden Stadt Neustadt

Die Geschichte der Stadt Neustadt (Hessen)

02Hansen-Turm
Der Junker-Hansen-Turm , das Wahrzeichen von Neustadt (Hessen)

Ab 1477 wurde Hans von Dörnberg, der mächtige Hofmeister der Landgrafen von Hessen alleiniger Herrscher der Stadt. In diese Zeit fällt auch der Bau des von Dörnberg`schen Schlosses, das im Jahr 1480 vom Baumeister Hans Jakob  von Ettlingen dort auf Basis der ehemaligen Burganlage errichtet wurde. Seit 1952 befindet sich dort das neue Rathaus der Stadt.

Im Zusammenhang mit der Neubefestigung der Burganlage wurde in 1480 auch der nach seinem Besitzer benannte Junker-Hansen-Turm erstellt. Dieser imposante Rundbau wurde vom gleichen Baumeister Hans Jakob von Ettlingen gebaut. Er ist bis heute der größte Fachwerkrundbau Europas und  das Wahrzeichen der Stadt Neustadt.

Weitere Bauten, die in den späterer Zeit das Bild von Neustadt prägten waren die ehemalige Hof-anlage der von Nordeck zu Rabenau in der heutigen Rittersaße hinter der Kirche, die in 1969/70 wegen Baufälligkeit abgerissen werden mußte, der Burgmannensitz der Familie von Linsingen, das heutige Pfarrhaus der katholischen Kirche in der Ritterstraße, sowie der ehemalige Burgsitz des Reinhard Schenck zu Schweinsberg aus 1545in der heutigen Ritterstraße, der später an die Familie von Schwertzel aus Willingshausen verkauft wurde und in dem später die  barmherzigen Schwestern zu Fulda ein Altersheim, das sog. Schwesternhaus untergebracht haben.
Nicht zu vergessen ist das alte Rathaus am Marktplatz, das bis heute noch durch sein Fachwerk besticht.

Die organisatorische Einordnung der Stadt Neustadt

In den Zeiten der Reformation (1527) und anschließenden Gegenreformation (1597) durchlebte Neustadt viele unruhige Zeiten. Eine grundlegende Neuorientierung wurde dann mit dem Auftreten von Napoleon eingeleitet. Die fast 500 jährige Mainzer Herrschaft wurde beendet und Neustadt wurde dem Königreich Westfalen zugeschlagen.
In der folgenden Graphik sind die politischen Verpflechtungen und Zuordnungen von Neustadt über die Zeit dargestellt. Diese Graphik wurde aus dem geschichtlichen Ortsverzeichnis GOV in Genealogy.net des Vereins für Computergenealogie e.V. (CompGen) übernommen. 

Die Abbildung zeigt am unteren Ende die Stadt Neustadt mit ihren drei in 1974 zu einer Verwaltungseinheit zusammengeschlossenen Stadtteilen Momberg, Speckswinkel und Mengsberg.

Neustadt gehört seit 1932 zum Landkreis Marburg im Regierungsbezirk Kassel. Der Landkreis wurde 1974 zum Landkreis Marburg-Biedenkopf erweitert. Der Regierungsbezirk Kassel ist seit 1945 Bestandteil des Bundeslands Hessen und damit der Bundesrepublik Deutschland.
Vorher war der Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen-Nassau und der Provinz Kurhessen im Freistaat Preußen zugeordnet.

In der Zeit vor 1931 war die Stadt Neustadt dem Kreis Kirchhain zugeordnet. Der Kreis Kirchhain gehörte zwischen 1821-1866 zur Provinz Kurhessen im Kurfürstentum Kurhessen und in 1867-1931 zum Regierungsbezirk Kassel.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war das Amt Neustadt bis 1803 dem Oberamt Amöneburg zugeordnet und im Kurfürstentum Kurmainz gebündelt. Danach von 1803-1814 war das Amt Neustadt dem Kurfürstentum Fritzlar zugeordnet, das zum Kurfürstentum Kurhessen gehörte.
Die beiden Kurfürstentümer Kurmainz und Kurhessen waren Teile des Staatenbundes „heiliges römisches Reich“.

Historische Landkarten von Neustadt und Umgebung

 Erste Ortspläne und Karten von Neustadt und Umgebung gehen zurück auf die Zeit vor dem 30-jährigen Krieg.

Kupferstich von Eberhard Kieser von Neustadt etwa 1625 - Quelle: Nova Civitas, Magistrat der Stadt Neustadt, 2004

Der hier abgebildete Kupferstich zeigt eine historische Ortsansicht von Neustadt aus der Zeit des 30-jährigen Krieges (1618-1648).  Als Urheber dieses Kupferstichs wird Eberhard Kieser (1623-1626) genannt. 

In dieser Perspektive ist die Stadt Neustadt von Süd-Westen in Richtung der Nellenburg zu sehen. Die Umgebung der Stadt wird als hügelige Landschaft dargestellt.
Es fallen neben dem Junker-Hansen-Turm und der katholischen Kirche St.Trinitatis die zwei weitere Türme auf. Sie standen an der Stadtmauer neben dem „Momberger Tor“ und neben dem „Alsfelder Tor“ und flankierten die beiden Eingangstore zur Kernstadt.
Außerhalb der Stadtmauer vor den beiden Toren gab es kaum Bebauungen.

In den Jahren 1670-1695 wurde im Auftrag des Mainzer Erzbischofs Anselm Franziskus das ganze Kurfürstentum von Nikolaus Person (1648-1710) aus Mainz in einem Atlas dargestellt, wobei sich dieser auf die einige Jahre zuvor angefertigten sehr genauen Karten des Geometers Johann Peter Gessner abstützte. Aus dieser Zeit stammt auch der dargestellte Kupferstich von Johann Peter Gessner.
Genaue Karten sind auch aus der Zeit des 7-jährigen Kriegs (1756-1763)  überliefert, wo sich das französische Corps unter General von Glaubitz heftige Kämpfe gegen die Alliierten im Umfeld von Neustadt lieferte.  

Das Amt Neustadt - Kupferstich von Nikolaus Person - Quelle: Nova Civitas, der Magistrat der Stadt Neustadt, 2004
Karte von Neustadt und Umgebung des franz. Corps von General v. Glaubitz aus dem 7-jährigen Krieg (1756-1763) - Quelle: Nova Civitas, Magistrat der Stadt Neustadt, 2004
Kernausschnitt der 1. Historischen Karte von Neustadt aus 1807 von Johannes Burhenne - Quelle Hessisches Landesarchiv Marburg/Lahn

Die erste Historische Landkarte von Neustadt mit eingezeichneten Flurstücken stammt aus dem Jahr 1807. Sie wurde vom Landmesser Johannes Burhenne im Auftrag der kurhessischen Finanzdirektion Kassel erstellt.
Der dargestellte Ausschnitt zeigt die Kernstadt mit dem Marktplatz mit dem Rathaus und der katholischen Pfarrkirche, die Marktstraße zwischen dem Momberger Tor und dem Alsfelder Tor, sowie die ringförmig angelegten Nebenstraßen. Am linken oberen Rand sieht man den Fluß Wiera, das Wasser außerhalb der Stadtmauer.

In dieser Karte werden erstmalig die einzelnen Flurstücke mit ihren damaligen Besitzern ausgewiesen.
Die Nummerierung begann damals im Kern der Stadt und führte ringförmig nach außen.
Die Angabe der damaligen Besitzer ist ein wichtiger Anhaltpunkt zur Suche nach Wohnsitzen ehemaliger Neustädter Familien.  

Historische Karte von Neustadt aus 1846 von Johannes Burhenne - Quelle Hessisches Landesarchiv Marburg/Lahn

Diese historische Karte der Stadt Neustadt von Johannes Burhenne stammt aus dem Jahr 1846. Er hat als Landmesser diese Karte im Auftrag der kurfürstlichen Finanzdirektion Kassel auf Basis seiner ersten Liegenschaftskarten aus 1807-1812 gefertigt.
Man erkennt die damalige ringförmige Anlage der Neustädter Kernstadt mit dem Marktplatz und der katholischen Kirche sowie dem Schloss mit Junker-Hansen-Turm . Die Längsachse bildet die die Marktstraße vom Alsfelder Tor im Nord-Osten zum Momberger Tor im Süd-Westen. Die ringförmige Kernstadt war umgeben von der Stadtmauer und dem Stadtgraben mit Wasser von Icht und Wiera sowie einer Grünzone. Die innere halbrunde Straße ist die Krummegasse (heutige Bogenstraße) . Die äußere halbrunde Straße außerhalb von Stadtmauer und Stadtgraben ist die heutige Ringstraße
Im Nord-Osten gab es nur eine geringe Bebauung vor dem Alsfelder Tor in Richtung Niederklein und Wiera.
Im Süd-Westen lag die Bebauung vor dem Momberger Tor in Richtung Momberg (heutige Ringstaße und Lehmkaute) und ein paar Häuser in Richtung Allendorf (heutige Marburger Straße).

Hier noch ein paar interessante Videoclips zu historischen Gebäuden und zur Geschichte von Neustadt (Hessen)

Hinweis: Zum Betrachten der Youtube-Videos die automatisch eingeblendete Werbung mit dem Hinweis „Werbung überspringen“ möglichst schnell ausschalten und das Bild auf „Vollbildschirmmodus“ einstellen. Zum Rücksprung auf die Website Familienforschung Neustadt (Hessen) das Youtube-Fenster im Browser mit dem Kreuz in der oberen rechten Ecke einfach ausschalten.

Junker-Hansen-Turm – Der größte Fachwerkrundbau der Welt aus dem Jahr 1582 –  die zweite Renovierung des Wahrzeichens von Neustadt in 2019  
Quelle: YouTube, SILIUSvonDIENHEIM,  HR-Fernsehen 2019

Junker-Hansen-Turm im Drohnenflug – Das Wahrzeichen von Neustadt (Hessen) im Drohnenflug
Quelle: YouTube, Bernd Gemeinhardt, 2017

Glocken von St.Trinitatis – Die Glocken der katholischen Kirche St. Trinitatis, in Neustadt, Pfingsten 2012
Quelle: YouTube, SILIUSvonDIENHEIM

Der St. Martins-Brunnen  –  vor der katholischen Kirche St. Trinitatis  und dem neuen Pfarrhaus – Aufnahme aus dem Jahr 2012
Quelle: YouTube, SILIUSvonDIENHEIM,  2012

Altes katholisches Pfarrhaus – Auszug aus „Herrliches Hessen rechts und links der Schwalm vom 28.November 2020“
Quelle: YouTube, SILIUSvonDIENHEIM,  HR-Fernsehen 2020

Alter Neustädter Dialekt –  „Schön war die alte Zeit“  –  Auszug aus einer Grabrede von Erwin Gies anlässlich der Beerdigung von seinem Schulkameraden Heinz-Hermann Gnau (1944-2015) auf dem Friedhof von Neustadt
Quelle: YouTube, SILIUSvonDIENHEIM, 2015

475 Jahre Neustädter Trinitatis Kirmes  im Jahr 1979 –  So war der Festzug vor 50 Jahren – aufgenommen in der Bahnhofstraße  (ohne Ton)
Quelle: YouTube, SILIUSvonDIENHEIM, 2015

Neustädter Trinitatis Kirmes im Jahr 2011 –  So war der Festzug vor 12 Jahren – aufgenommen in der Bahnhofstraße (mit Ton)
Quelle: YouTube, SILIUSvonDIENHEIM, 2015

Neustädter Trinitatis Kirmes im Jahr 2022 –  So war der Festzug im letzten Jahr – aufgenommen an der Alsfelder Straße (mit Ton)
Quelle: YouTube, Oberhessische Presse, 2022